[Rezension] Inge Barth- Grözinger- Sturmfrühling

Thienemann Verlag
271 Seiten
ISBN- 978-3522201919





Klappentext:

Endlich Abi! Endlich raus aus dem Schwarzwaldmief! Marianne hat sich schon so lange darauf gefreut, in Heidelberg zu studieren. Es beginnen spannende Zeiten, die 68er-Jahre, in denen Marianne aktiv an den gesellschaftlichen und politischen Veränderungen teilnimmt. Sie sammelt Erfahrungen in einer Kommune und lernt einen hochangesehenen  Professor kennen. Aber bei ihm tauchen, wie in ihrer Heimat im Schwarzwald, Schatten der Vergangenheit auf, es liegen dunkle Geheimnisse im Verborgenen. Wie lange noch?


Autoreninformation:

Inge Barth-Grözinger, Jahrgang 1950, wurde in Bad Wildbad im Schwarzwald geboren. Sie war lange Lehrerin für Deutsch und Geschichte und ist jetzt pensioniert.

Meine Meinung: 

'Sturmfrühling' ist der Nachfolger des Romans 'Stachelbeerjahre', der mich seinerzeit sehr begeisterte. Umso erfreuter war ich selbstredend, dass es eine Fortsetzung gibt. Man hört vielleicht nicht viel von der Autorin, aber was sie schreibt, ist besonders. Bisher haben es wenige vermocht so authentisch die Atmosphäre Deutschlands zu schildern, insbesondere das Flair, das viele aus ihrer Kindheit vom Lande kennen. Die Geschichte der Familie um Marianne, die Hauptperson, ist deshalb so interessant weil es Leute von nebenan sind. Jeder könnte sie kennen- es sind die Menschen die man im Dorf in der Bäckerei oder in der Kirche trifft, und im Grunde weiß niemand, wie es im Innern der Familie aussieht. Die Autorin schreibt wunderbar bodenständig, ich liebe ihre Charaktere und ihre Handlungsschauplätze. Sie verzichtet auch hier auf Firlefanz und Schnörkel und schildert das Leben Mariannes, wie es eben ist. Charaktere in Romanen und deren Entwicklung sind für mich immer das Wichtigste- und das ist auch nötig, wenn man die Bücher von Inge Barth- Grözinger mögen will. Sie leben von einem ganz besonderen Charme der aus absoluter Authentizität erwächst. Das heißt: Ihre Figuren handeln immer absolut nachvollziehbar, es gibt auch manchmal ein böses Erwachen, und doch wirkt das ganze nie konstruiert. 
Ihre Protagonisten, hier Marianne, sind auch nie überzeichnet- nein, sie haben ihre Motivationen, ihre Ängste und Zweifel. Was ich aber schätze ist, dass die Autorin auch in diesem Roman wieder ohne Depression und tränennasse Kissen auskommt- ich mag es nicht wenn Emotionen zu sehr überzeichnet werden. 'Sturmfrühling' ist für mich eine absolut würdige Fortsetzung und bekommt von mir ein dickes Lob. Ich bleibe der Autorin definitiv treu und freue mich jetzt schon auf etwas Neues von ihr. Wer wirklich mal etwas authentisches haben möchte, wem das deutsche Flair seiner Kindheit fehlt, der wird hier garantiert fündig werden. Ein für mich absolut unterschätztes Werk! 

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