[Rezension] Mary Linn Bracht- Und über mir das Meer

Limes Verlag
384 Seiten
ISBN- 978-3809026815





Klappentext


»Ein tief berührender Stoff über die Grausamkeit des Krieges und die Beharrlichkeit der Liebe.« The Bookseller

Korea, 1943. Hanas Mutter hat sie immer gewarnt: Pass auf deine Schwester auf, und komm den japanischen Soldaten nicht zu nahe. Wie ihre Mutter ist Hana eine Haenyeo, eine der Taucherinnen, die in den Tiefen der See nach den Schätzen des Meeres sucht. Doch dann passiert es doch, während Hana im Wasser ist. Ihre Schwester Emi ist in Gefahr entdeckt zu werden, und Hana kann sie nur retten, indem sie sich selbst opfert. Sie wird von japanischen Soldaten entführt und in ein Bordell des Militärs gebracht. Aber sie wäre nicht eine Haenyeo, wenn sie sich ihrem Schicksal fügen würde.
Südkorea, 2011. Emi hat die letzten sechzig Jahre versucht zu vergessen, welch großes Opfer ihre Schwester für sie gebracht hat. Doch erst als sie sich ihrer Vergangenheit stellt, kann sie beginnen, ihren Frieden zu finden und vielleicht auch zu verzeihen ...

Autoreninformationen


Mary Lynn Bracht studierte Creative Writing an der Universität von London. Als amerikanische Autorin mit koreanischen Wurzeln lebt sie in London. Sie wuchs in einer großen Gemeinde voller Frauen auf, die während der Nachkriegszeit in Südkorea großgeworden waren. 2002 besuchte Mary Lynn Bracht das Dorf, in dem ihre Mutter ihre Kindheit verbrachte.Während dieser Reise erfuhr sie unglaubliche Geschichten und hörte zum ersten Mal von den »Trostfrauen«. »Und über mir das Meer« ist ihr erster Roman.
Meine Meinung
Für dieses Buch begab ich mich in einen für mich eher fremden Kulturkreis- Korea, zur Zeit der japanischen Besatzungsmacht. Zunächst lernte ich etwas über die Haenyeo, eine traditionelle Gruppe von Frauen, die stets durch die Geschichte hinweg selbstständig und unabhängig für ihren Lebensunterhalt gesorgt hat. Wikipedia gab mir eine Zusammenfassung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Haenyo

Diese Kultur existiert noch heute, ist aber vom Aussterben bedroht. Die Idee, etwas in dieser Nische anzusiedeln fand ich schon einmal sehr gut. Nun, die Haenyo spielen eine große Rolle in diesem Roman. Jedoch ist das Hauptthema natürlich das der sogenannten 'Trostfrauen', der Zwangsprositutierten im Krieg, die von Soldaten aus ihren Familien gestohlen und verschleppt wurden.
Dementsprechend ist dieses Buch keine leichte Lektüre. Mehrmals musste ich nach Luft schnappen, denn die geschilderten Szenen und Hanas Schicksal sind ungeheuerlich. Glasklar und scharf wie ein Messer ist auch die verwendete Sprache und der Erzählstil- die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund und verzichtet gänzlich auf blumige Umschreibungen, die man sonst von asiatischer Literatur kennt. Die ersten paar Seiten fand ich die Erzählweise etwas emotionslos, aber später wurde mir klar dass das die einzige Möglichkeit ist, das Buch überhaupt zu ertragen. Der nüchterne Erzählstil trifft einen sogar noch extra in den Magen.
Es ist immer schwierig so ein Buch 'gut' zu nennen oder zu sagen, dass es einem gefallen hat. Den Trostfrauen wird hier eine Stimme gegeben, und das ist ungemein wichtig. Zuwenig Anteilnahme und Wiedergutmachung haben sie erfahren, mehr noch, die jeweiligen Regierungen haben sich sogar des lieben Friedens Willen geeinigt, nie wieder offiziell über diese Frauen zu sprechen. Dieser Gedanke ist sehr schmerzhaft für mich und sicher auch für jede andere Frau, die dieses Buch liest.

'Und über mir das Meer' ist ein ziemlich mutiges Debüt. Aber ich finde es gut, dass Autorin und Verlag diesen Mut gehabt haben, denn das Thema ist wichtig. Ich werde die Autorin definitiv im Auge behalten und empfehle dieses Stück wichtige Zeitgeschichte auf jeden Fall weiter. Nur nicht vergessen, auch das Nachwort der Autorin zu lesen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen