Geheimtipp des Monats- Juli 2022

istock/Ponomariova_Maria

 


In dieser Kategorie tauche ich nach Perlen und bewege mich bewusst abseits der Bestsellerlisten. Heute habe ich dir ein Leckerli mitgebracht an dem du große Freude haben wirst, wenn dich 

1. Archäologie und 

2. Zeitreisen

interessieren. Die Rede ist von Bernhard Kegels 'Das Ölschieferskelett' .


Fischer Taschenbuch Verlag
448 Seiten
12€

Ich bin generell ja immer auf der Jagd nach Zeitreiseromanen. Es gibt wenig Themen die mich so anspringen wie dieses. Ich liebe es so sehr, in vergangene Zeiten abzutauchen und mich hinweg zu träumen. Je detaillierter und bunter diese Welt gestaltet ist, desto besser. Nun habe ich aber des Öfteren die immer gleichen Kritikpunkte bei Zeitreiseromanen- erstens finde ich, die Welten (egal ob Vergangenheit oder Zukunft) sind selten wirklich glaubhaft gestaltet. Sie wirken oberflächlich und lieblos, und oft könnte das, was dort spielt, genauso in der Gegenwart spielen- würde es nicht erwähnt würde man gar nicht merken dass wir uns in einer anderen Zeit befinden. 
Und zweitens: Die Liebe. Ja, die Liebe. Es ist kaum einmal ein Zeitreiseroman zu finden indem es nicht vordergründig darum geht dass Mr. Right gefunden wird (interessanterweise wird sogut wie nie eine Mrs. Right gesucht). Letzten Endes bietet die Zeitreise dann nur den (brüchigen) Rahmen für die Romanze, meist Schmonzette. Dieses Problem, oder sagen wir, dieser Umstand, hat mir schon so einige Romane vermasselt, die gut anfingen. Wird es mir zu dominant kann es durchaus sein, dass ich das Buch abbreche. Deswegen ist das Ölschieferskelett so ein Kuriosum. Es unterscheidet sich in gleich mehrfacher Hinsicht von anderen Zeitreiseromanen. Aber ich fange von vorne an. 
Der Roman spielt in Deutschland, genauer um die Grube Messel bei Darmstadt in Hessen.
 

Worum geht's? 

Der Paläontologe Dr. Helmut Axt, genannt Hackebeil, sucht im Ölschiefer der Grube Messel nach Fossilien. Doch das, was die weltbekannte Fundstätte bei Darmstadt diesmal preisgibt, lässt sein wissenschaftliches Weltbild einstürzen: Es sind die versteinerten Überreste eines Menschen mit Armbanduhr. Durch welches Zeitloch ist der Tote aus unserer Welt in den 50 Millionen Jahre alten Ölschiefer geraten? Axt tritt eine Reise an, die ihn viele Millionen Jahre zurück ins Eozän führt – in ein Erdzeitalter, in dem Menschen eigentlich nicht vorkommen dürften. Und doch ist er dort nicht allein. (Quelle: Verlag)

Ungewöhnliche Epoche... 

Die meisten Zeitreiseromane verorten sich im finsteren Mittelalter oder zur Jahrhundertwende. Dort lässt sich eben am besten 'der gutaussehende Gentleman' oder 'den tapferen Ritter' finden, die Epoche wird also oft deswegen so gewählt weil es am besten zur Liebesgeschichte passt, bzw. dort gewisse Archetypen bedient werden können. 'Das Ölschieferskelett' lässt uns in eine ganz andere Zeit springen- ins Eozän. Das Eozän fand vor 56- 33 Millionen Jahren statt, es befindet sich also jenseits allen Vorstellbaren. Das bedeutet, der Autor kann sich hier richtig schön ausleben- und das tut er. Es ist ein Wissenschaftsroman, das merkt man. Begriffe der Archäologie spielen eine große Rolle und auch der Alltag der Wissenschaftler. Das Erzähltempo ist eher gemütlich und hetzt nicht durch die Gegend. Das Buch lebt von der Beschreibung der Landschaften, vom Eintauchen in die Fremde. Es ist herrlich unaufgeregt und dennoch spannend, man entwickelt Freude an Ausgrabungen, selbst wenn es mal um etwas anderes geht als Dinosaurier. Ich habe beim Lesen viel Spaß gehabt- ein Buch, das auf jeden Fall eine Chance verdient. Ich würde sagen, es wendet sich an Leser*innen, die auch Schätzings 'Schwarm' mochten.


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