[Rezension] Catherine Cusset- Die Definition von Glück

 

Eisele Verlag
384 Seiten
24€
ISBN: 978-3-96161-140-9
(Rezensionsexemplar)

Worum geht's? 

Zwei Frauen, die scheinbar vieles trennt.Clarisse ist eine Abenteurerin, liebt das Reisen und die Männer. Ständig verliebt, erlebt sie hohe Höhen und fällt in tiefe Tiefen. Ève hingegen leitet erfolgreich einen Edel-Catering-Service und führt mit ihrem Mann eine stabile Ehe. Die eine wohnt in Paris, die andere in New York. Über Jahrzehnte hinweg bekommen wir die Lebensgeschichten der beiden Frauen erzählt, erfahren von dem geheimen Band, das sie eint, und werfen einen erhellenden Blick auf unsere Zeit, eine ganze Generation von Frauen, ihre Sehnsüchte, Lieben, Abgründe, das Muttersein und das Älterwerden. Und begreifen, wie viele Möglichkeiten es gibt, das Glück zu definieren. (Quelle: Verlag)

Meine Meinung: 

Was ist eigentlich Glück? Was macht glücklich und welcher Lebensweg ist der Richtige? Was lässt man auf dem Weg besser zurück, was trägt mich durch all die Jahre, die vor mir liegen? Und wie unterscheiden sich diese Fragen von Generation zu Generation? 
Clarisse und Éve, die beiden Protagonistinnen dieses Romans, könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie leben in zwei komplett unterschiedlichen Welten- nicht nur geographisch gesehen. Wer von uns hat sich noch nie die Frage gestellt, welches Leben man jetzt führen würde wenn man sich an bestimmten Scheidewegen im Leben anders entschieden hätte? Wäre man dann heute glücklicher? Dieser Roman zeigt zwei komplett unterschiedliche Leben innerhalb einer Frauengeneration. Und Ereignisse, die schwerwiegenden Einfluss auf die Persönlichkeit und den Lebensweg haben können. Ich erlebte zwei unglaublich interessante Protagonistinnen: Clarisse, die abenteuerlustige Frau die sich am liebsten treiben lässt und immer wieder eine Antwort auf die Widrigkeiten des Lebens findet, mit denen sie immer wieder konfrontiert wird- und Éve, eine selbstbewusste Geschäftsfrau die sich nichts sagen lässt und keine Zweifel an ihrem Selbstwert hat. Zwei Persönlichkeiten, zwei Leben, die sich eigentlich nie begegnen würden, die getrennt voneinander in ihren jeweiligen Blasen und doch zusammen in einer Generation und in der Nachbarschaft existieren können. Das Buch formte die Frage in meinem Kopf, wie gut wir die Menschen, mit denen wir Umgang haben, überhaupt kennen- und wie schnell wir vielleicht auch über die urteilen obwohl wir meist gar nicht wissen, was sie zu dem gemacht hat was sie sind. Ich fühlte mich verbunden mit diesen beiden Frauen und liebe das Gedankenspiel 'was wäre wenn'. Wir sind sehr schnell mit einem Urteil bei der Hand- Clarisse zum Beispiel wollte ich des Öfteren schütteln (oder wahlweise meinen Kopf), weil mir ihre Art, mit sich selbst umzugehen, so fremd war und zuwider lief. Und dennoch gibt es viele Frauen wie sie, die gehört werden müssen und sollten. Denen Steine in den Weg gelegt werden und sie ihr halbes Leben damit zubringen, darüber zu steigen- während andere Frauen ein lineares Leben ohne großartige Katastrophen führen und, wie es scheint, sich Zeit ihres Lebens auf der Sonnenseite befinden. 
Ein Roman, der mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Schreibstil, bildhafte Sprache und die Ausgestaltung der Charaktere war ein wahrer Genuss. Es gab keine Längen und keine Passagen in denen ich gelangweilt war. Beeindruckt war ich besonders von der Tiefe der Charaktere, egal ob es sich um Haupt- oder Nebencharaktere handelte: Keine Figur, die in dem Buch vorkommt agiert wie ein Abziehbild oder ist einfach so zu ersetzen. Das ist etwas, das mir selten begegnet, was mir aber ganz besonders wichtig ist. Nun, am Ende des Romans angekommen kommen in mir viele Fragen auf, was die Frauen in meiner realen Umgebung angeht. Wieviel von ihrem Leben weiß ich wirklich? Wie gut kenne ich im Grunde meine eigene Mutter? Ein Roman, der im Gedächtnis bleibt und meiner Ansicht nach nicht weniger als fünf Herzen verdient hat. 

Meine Bewertung:

💙💙💙💙💙


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