[Rezension] Ursula Poznanski- Oracle


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22€
432 Seiten
ISBN 3743216582
Reziexemplar
 Worum geht's? 


Ich sehe was, was du nicht siehst, und das wird wahr
Als Kind hat Julian merkwürdige Visionen. Das sind nur Fehlschaltungen im Hirn, sagt seine Therapeutin, bedeutungslose Trugbilder. Und mit den richtigen Medikamenten sind die auch verschwunden. Jahre später wird Julian mit einer schockierenden Erkenntnis konfrontiert. Einige seiner Visionen scheinen wahr geworden zu sein. Sieht er Schatten, die die Zukunft vorauswirft? Könnte er also schlimme Ereignisse verhindern? Oder tritt er damit noch größere Katastrophen los?

Meine Meinung: 

Ich bin ja ein Poznanski Fan der ersten Stunde, kenne alle ihre Jugendromane und habe jeden einzelnen davon geliebt (die Einen noch ein wenig mehr als die Anderen...). Was ich generell an ihren (Jugend-) Romanen mag ist ihre frische, spannende Art zu Schreiben und aktuelle und stets interessante Themen aufzugreifen. In ihrem neuesten Werk geht es den psychischen Erkrankungen an den Kragen. Der Protagonist, Julian, sieht sogenannte Marker an Menschen. Seine Umwelt vermittelt ihm, dass es sich dabei um eine psychische Störung handelt, während sich die Hinweise verdichten, dass es dies nicht ist, sondern Julian tatsächlich einem Orakel gleich in die Zukunft schauen kann. 
An sich also eine spannende Plotidee, die durchaus etwas für sich hat. Der Schreibstil ist absolut flüssig und angenehm wie wir es kennen, hier habe ich nichts zu meckern. 
Im Großen und Ganzen ist die Handlung vorhersehbar, und das ist auch völlig in Ordnung. Langsamer Aufbau der sich auf einen Showdown zubewegt, der schließlich alles auflöst. Soweit so gut. Was mich bei diesem Roman leider störte, war die Ausgestaltung der Charaktere. Wir reden hier von Studierenden, das heißt volljährigen Menschen die allein leben. Julian erschien mir doch sehr unreif und impulsiv, und besonders im Mittelteil musste ich mehrfach ins Buch beißen weil ich mir dachte: So benimmt sich doch keiner. Lichtblicke waren in jedem Fall Julians schillernder bester Freund Robin (ein Beweis dafür, wie organisch man queere Personen in Romanen einfügen kann) und der Love Interest Pia sowie ihr Hund Kinski. Wohingegen ich Charaktere wie Lars, den Antagonisten, absolut überzeichnet fand. Und der Konflikt zu ihm wird auch nicht aufgelöst am Ende des Buches. Ebenso waren für mich die Therapeutin Sonja und ihr Mann Armin in keinster Weise überzeugend, letzterer wirkte wie ein Teufel ex machina, der aus dem Hut gezaubert wurde aber später keine Rolle mehr spielte. Sonja selbst empfand ich als unglaubwürdig und oberlehrerhaft. Nochmal: Julian ist 18. Mir war hier ein bißchen zu sehr dominanter Zeigefinger zwischen den Seiten, die anderen Romane der Autorin habe ich nicht so wertend in Erinnerung. Unterm Strich war es für mich trotzdem ein spannendes Leseerlebnis, wenn auch nicht Poznanskis bestes Werk. Die deutlichen Schwächen in der Charakterkonstruktion haben mich durchaus gestört, es bleibt für mich daher ein schöner flüssiger Schmöker für einen verregneten Nachmittag. 

Meine Bewertung: 💙💙💙💙🤍

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