[Rezension] Rowan Hisayo Buchanan- In ihrer Erinnerung war Japan eine Mischung aus Rosa und Grün

btb Verlag
380 Seiten
ISBN- 978-3442716739




Klappentext


New York, 1968. Die 16-jährige Yuki Oyama ist gefangen zwischen zwei Kulturen. Sie fühlt sich nicht als Japanerin, nicht als Amerikanerin. Als ihre Eltern zurück nach Tokio gehen, überzeugt sie sie schließlich, in New York bleiben zu dürfen. Sie will bleiben, eigenständig sein und ihre Kunst leben.

Berlin, 2016. Galleriebesitzer Jay ist gerade Vater geworden. Dies nimmt er zum Anlass, seine Mutter, seine Vergangenheit, seine Wurzeln zu suchen. Er weiß nichts von ihr, außer dass sie ihn verließ, als er erst zwei Jahre alt war. Und dass ihr Name Yuki Oyama ist.

Autoreninformationen


Rowan Hisayo Buchanan ist eine japanisch-britisch-chinesisch-amerikanische Schriftstellerin. »In ihrer Erinnerung war Japan eine Mischung aus Rosa und Grün« ist ihr Debütroman. Derzeit arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit an der University of East Anglia in Norwich, England.

Meine Meinung:

Japanische Autoren sind immer ein zweischneidiges Schwert. Ich bin zur Zeit noch dabei mich an solche Werke heran zu wagen und tue es in Ruhe und sehr ausgewählt- denn der japanische Erzählstil, die Sujets und die Charaktere sind stets sehr eigen und wirken sehr fremd. Man muss das mögen oder sich darauf einlassen können. Bisher ist das noch jedes Mal ein Wagnis für mich.
In diesem Roman lernte ich eine aussergewöhnliche junge Frau kennen, Yuki. Sie ist schüchtern und zurückhaltend und sucht ihren Weg im Leben- hin und hergerissen zwischen zwei Kulturen, wobei sie in keine so richtig zu passen scheint oder sich in ihr zuhause fühlt. Ich fand, dass diese Zerrissenheit sehr gut deutlich wurde. So schimmern immer wieder Details japanischer Kultur und Erziehung durch das Geschriebene, das einem Europäer ziemlich befremdlich erscheint. Und dann ist Yuki einfach nur eine junge Frau die haltlos hin und herpendelt wie ein Fähnchen im Wind. Ich mochte diese Protagonistin, fühlte und litt mit ihr. Denn leider muss sie durch eine harte Schule gehen, um ihren Weg zu finden. Muss erfahren wie es ist wenn Naivität und Unsicherheit ausgenutzt werden und kämpft permanent mit Einsamkeit und Entwurzelung.
Und dann, als zweite Perspektive, lernen wir ihren Sohn kennen, von dessen Existenz zunächst nichts gesagt wird- seine Perspektive spielt in der Zukunft. Ihn fand ich ziemlich unsympathisch, aber authentisch ist auch er- und auch hier setzte sich das Motiv der Entwurzelung fort- Jay ist genauso einsam auf der Welt wie seine Mutter zuvor, und doch haben die beiden keine Berührungspunkte.
Unterm Strich habe ich das bekommen, was ich mir erhofft hatte- eine interessante Charakterstudie und Einblicke in die japanische Kultur. Stellenweise hatte der Roman ein paar Längen und hätte an wenigen Punkten eine Raffung vertragen, aber ich fand es immer noch gut erträglich und das ist auf jeden Fall meckern auf hohem Niveau. Mal wieder etwas anderes, das ich uneingeschränkt empfehle, wenn man auf komplizierte und erschütternde Familiengeschichten steht.


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