Bücher abbrechen- Ja oder Nein?

 



Du liest ein Buch, das richtig gut klingt. Der Einband hat dich schon beim Buchhändler angesprochen, du hast es in die Hand genommen und den Klappentext gelesen. Ui, der klingt gleichfalls enorm spannend. Du hast richtig Bock auf das Buch, also muss es mit nach Hause. Zuhause dann machst du dir einen Tee, stöpselst das Modem aus und stellst die Türklingel ab. Jetzt nur keine Störung! 
Du ziehst dir deine Lieblingslesekuschelsocken an (die mit den Rentieren drauf!) und schmeißt dich auf das Sofa. Einmal tief durchatmen, am frischen Buch schnüffeln (dieser Papierduft!)- und dann schlägst du es in freudiger Erwartung auf. 
Nach den ersten Zeilen merkst du, ui, der Schreibstil ist jetzt nicht so ganz dein Ding. Nicht so atmosphärisch und bildhaft, wie du es gerne magst. Kurze, schmucklose Sätze mit simpler Konstruktion. Aber gut. Das hättest du gewusst, wenn du im Geschäft die ersten Sätze angelesen hättest. Selbst schuld... was soll's. Du wirst es schon überleben, wenn die Handlung erstmal richtig in Schwung kommt. 
Dein fettes, glückliches Honigkuchenpferd-Grinsen wird im Laufe der Seiten immer weniger, deine Lippen dünner, als du sie zusammenpresst. Die Protagonisten handeln irgendwie blöd, nicht nachvollziehbar. Die Handlung kommt nach hundert Seiten noch immer nicht so richtig in Schwung. Dann nimmt es scheinbar Fahrt auf- und dann kommt sie, eine red flag. Etwas, was für dich ein absolutes NoGo in Büchern darstellt (ich persönlich z.B. kann es absolut nicht ausstehen wenn Tiere in Büchern mißhandelt werden oder sterben). 
Was jetzt? Überblättern oder nicht? Du entscheidest dich für 'Augen zu und durch'. Solange es nur die eine Stelle ist. 
So bei 2/3 des Buches merkst du, das wird nix mit dir und der Geschichte. Ihr schwingt nicht auf einer Wellenlänge- du wirst nicht abgeholt oder langweilst dich tödlich, bist ernsthaft abgestoßen oder schüttelst ständig den Kopf. 

Jetzt könntest du das Buch abbrechen. Es gibt Argumente dafür- zum Beispiel verschwendete Lebenszeit. Aber auch Argumente dagegen- das Buch hat nicht wenig Geld gekostet. 
Ich gehörte immer zu den Leserinnen, die durchgezogen haben. Egal wie schlecht ich das Buch fand. Egal wie sehr ich mich quälte. Es fühlte sich wie eine persönliche Niederlage an, ein Buch abzubrechen. Im Laufe der Jahre merkte ich aber, dass es sich für mich einfach falsch anfühlt, mich zu quälen obwohl es da draußen soviele Bücher gibt, die mir echte Freude machen werden. Ich gebe einem Buch heute ca. 100 Seiten Zeit. Bin ich dann nicht voll drin, breche ich ab und gebe den Roman weiter an jemanden, der vielleicht Freude dran haben wird. 

Was ist mit euch? Brecht ihr ab oder nicht? 

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