Geheimtipp des Monats- August 2022

 

istock/Ponomariova_Maria


In dieser Kategorie tauche ich nach Perlen und bewege mich bewusst abseits der Bestsellerlisten. Heute reisen wir nach Afghanistan. 
Wer die Autorin noch nicht kennt, sollte sie dringend kennenlernen. Ich rede natürlich von der wunderbaren Nadia Hashimi! 




Luebbe Verlag
527 Seiten 
17,99 (e-book)


 'Das Licht von vierzig Monden' war eines von den Büchern in das man reinfällt und irgendwann merkt, dass man das Essen vergessen hat und dass es draußen aus irgendeinem Grund plötzlich dunkel ist. Sag es nicht weiter, aber dieser Roman war damals Schuld, dass ich eine Klausur verhauen habe und sie wiederholen musste. Ich wollte einfach lieber Zeba beistehen, die beschuldigt wurde, ihren Ehemann erschlagen zu haben. Die Ausgangslage ist eigentlich ziemlich klar... 

Worum geht's? 

Affäre, Ehebruch oder uneheliche Schwangerschaft – den meisten Insassinnen im Frauengefängnis von Kabul werden moralische Verbrechen zur Last gelegt. Doch bei Zeba ist das anders. Sie soll ihren Ehemann brutal erschlagen haben. Ist die dreifache Mutter wirklich eine kaltblütige Mörderin? Ihr Anwalt Yusuf, ein ehrgeiziger junger Mann mit amerikanischem Abschluss, ist von Zebas Unschuld überzeugt. Aber er kann diese nicht beweisen, solange Zeba ihm nicht anvertraut, was wirklich passiert ist …(Quelle: Verlag)


War sie es wirklich? 

Das ist natürlich die erste Frage, die ich mir stellte. Schon der Klappentext zeigt uns: Wir müssen erstmal davon ausgehen. Denn Zeba wird blutüberströmt in einem Hinterhof mit einer Tatwaffe über ihrem am Boden liegenden Mann stehend gefunden. Klarer Fall, oder? 

Jetzt geht's an Eingemachte... 

Das Spannende an dem Roman ist nicht die Frage, wer es war. Der Mann ist tot, das ist sicher. Die Frage, die die Geschichte so interessant macht und eine so ungeheure Sogwirkung entfaltet ist: Warum ist er tot? Warum sollte eine Ehefrau ihren Ehemann töten? Was sind das für Frauen, die mit Zeba im Gefängnis sitzen? Und wie verläuft ein Prozess, wenn das Wort der Angeklagten kein Gewicht hat? Ich würde den Roman nicht als klassischen Krimi bezeichnen- der Mord bildet nur den Rahmen für die Geschichte, die sich in Wahrheit um etwas ganz anderes dreht, nämlich um die Rolle der Frau in der afghanischen Gesellschaft und vor Gericht. Dort läuft ein Prozess nämlich ganz anders ab als bei uns- hier braucht eine weibliche Angeklagte zum Beispiel einen männlichen Fürsprecher, der vor Gericht ihre Aussage für glaubwürdig erklärt- einen Fürsprecher, der ihren Worten überhaupt erst Gehör verschafft. Schafft die Angeklagte es nicht, so jemanden aufzutreiben wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit drakonisch bestraft. Dass wir uns in der Wüste befinden und die Autorin es vermag, den heißen Wüstenwind so bildhaft zu beschreiben dass wir ihn spüren macht diesen Roman sehr passend für den August. Ich würde ihn als anspruchsvolle Liegestuhllektüre einstufen. Dieses Buch nimmt einen mit auf eine turbulente Reise in ein Land, dass sich in vielerei Hinsicht von Europa unterscheidet. Es bietet einen hervorragenden Einblick in die Kultur und rückt einem die Protagonistin sehr nahe. Mein Tipp: Lies dieses Buch- aber lies es erst, wenn deine eventuelle Klausurenphase abgeschlossen ist. 

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