[Rezension] Madeline Miller- Galatea (Erzählung)

 

Eisele Verlag
80 Seiten
ISBN 978-3-96161-141-6
20€ 

Worum geht's?

Ein Gefängnis hoch oben auf einer Klippe. Darin eine Frau, die Tag und Nacht von Ärzten und Schwestern überwacht wird. Ein Mann, der sie immer wieder besucht. Wenn er kommt, erstarrt sie zu Stein – und wird unter seinen Händen wieder lebendig. In dieser Erzählung führt Madeline Miller den berühmten Mythos von Pygmalion fort: Der Bildhauer erschafft eine Statue, die so makellos ist, dass er sich in sie verliebt: Galatea. Die Göttin Venus erhört seine Gebete und erweckt Galatea zum Leben. Sie gebiert eine Tochter und ist zunächst glücklich in der Ehe mit Pygmalion – doch als sie beginnt, ihren eigenen Willen zu haben, und die Kontrollversuche und Eifersucht ihres Gatten nicht mehr ertragen kann, ereilt sie ein grausames Schicksal. Galatea will Freiheit. Sie schmiedet einen Plan. Und kalt und hart wie Stein setzt sie ihn um (Quelle: Verlag)

Meine Meinung: 

Ich war ziemlich skeptisch zu Anfang- 80 Seiten, eine Erzählung. Normalerweise bin ich nicht so der Kurzgeschichten Fan, um ehrlich zu sein konnte mich noch keine überzeugen bisher. Da ich bisher vom Eisele Verlag jedoch überhaupt noch nie enttäuscht wurde und Madeline Miller inzwischen ja auch bereits ein Begriff ist wollte ich dem ganzen eine Chance geben. 
Positiv hervorzuheben sind die wirklich wunderschönen Illustrationen. Sie passen einfach hervorragend zur Erzählung und auch farblich zum Setting, in dem die Erzählung spielt. Das war also auf jeden Fall schonmal ein großer Pluspunkt. 
Nun zum Inhalt selbst. Im Vorwort erläuterte die Autorin ihre Herangehensweise und auch ein wenig Hintergrund, der zum Schreiben der Erzählung führte. Das half mir sehr, denn obgleich ich bei der Vorlage (Ovids Metamorphosen) kein unbeschriebenes Blatt bin, ist es doch schon viele Jahre her seit ich mich im Rahmen des Lateinunterrichtes mit dem Pygmalion- Thema befasst hatte. Für jemanden der die Geschichte überhaupt nicht kennt ist das Vorwort also noch wichtiger. 
Ich gebe zu dass ich mir damals keine tiefergehenden Gedanken zu der Geschichte machte. Aus heutiger Perspektive finde ich die Idee der Autorin, der eigentlich namenlosen Statue einen Namen und sogar eine Persönlichkeit zu geben ungemein spannend. Der feministische Ansatz hat mich elektrisiert und ließ mich ständig 'stimmt eigentlich...' denken. Was hätte die Frau, die von der Venus zum Leben erweckt wurde eigentlich über die Besessenheit und Kontrollsucht ihres Gatten gedacht? Wie hätte die andere Seite ausgesehen? Hier bekommen wir die entsprechende Antwort. Galatea besitzt nun einen eigenen Willen, eigene Ziele und Absichten. 
Mir war es entschieden zu kurz. Ich hätte Galateas Geschichte und Gedanken sehr gerne einen ganzen Roman lang beigewohnt. So bleibt die Erzählung kurz und knackig, bringt Dinge auf den Punkt und wird durch die herrlichen Illustrationen nochmal ein ordentliches Stück aufgewertet. Ich liebte jedes Wort. 
Worauf ich persönlich hätte verzichten können war das Nachwort in epischer Breite, das im Grunde nocheinmal die ganze Erzählung aufrollte und nochmal so lang war wie die Erzählung selbst. Ich mag es lieber, zum Denken angeregt und dann in Ruhe gelassen zu werden, ohne zu hören, wie ich etwas zu interpretieren habe. 
Mein Fazit: Die erste Erzählung die mich überzeugen konnte. Ich werde die Autorin auf jeden Fall im Blick behalten und ebenso den Eisele Verlag, von dessen Qualität ich einfach nur begeistert bin. Das Nachwort sollte mMn künftig etwas kürzer ausfallen. Ich betrachte die Erzählung gepaart mit den Illustrationen als wundervoll gelungenes Gesamtkunstwerk.

Meine Bewertung:
                                                                💙💙💙💙🤍

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