[Rezension] Stephen King- Fairy Tale

 
Heyne Verlag
880 Seiten
28€
ISBN 3453273990
*Reziexemplar*
Worum geht's? 

Der siebzehnjährige Charlie Reade hat kein leichtes Leben. Seine Mutter starb, als er drei war, und sein Vater ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages offenbart ihm der von allen gemiedene mysteriöse Nachbar auf dem Sterbebett ein Geheimnis, das Charlie schließlich auf eine abenteuerliche Reise in eine andere, fremde Welt führt. Dort treiben mächtige Kreaturen ihr Unwesen. Die unterdrückten Einwohner sehen in Charlie ihren Retter. Aber dazu muss er erst die Prinzessin, die rechtmäßige Gebieterin des fantastischen Märchenreichs, von ihrem grausamen Leiden befreien. (Quelle: Verlag) 

Meine Meinung: 

Stephen King empfinde ich als Autor als sehr heterogen- heißt, seine Werke sind sehr unterschiedlich und er gehört deswegen nicht zu den Autor*innen, die ich blind kaufen kann. Es ist sehr abhängig von seinem jeweiligen Roman, ob er mir gefällt. Und auch oft vom gewählten Thema. Generell lässt sich natürlich sagen: Am guten alten Kingschen Schreibstil gibt es eigentlich nie was zu meckern, weder dieses Mal noch ansonsten. Anständige Dialoge, anspruchsvolle Sätze und ausbalancierte Beschreibungen. Der Klappentext sagt es ja schon: Wir brechen auf in eine fremde Welt. Solche Geschichten beinhalten immer die Gefahr, dass diese Welt entweder totbeschrieben wird (wie bei Tolkien) oder komplett oberflächlich und ohne Emotionen daherkommt. In diese Falle tappt King hier nicht- ich empfand das ganze als sehr harmonisch. Es wird genug beschrieben und ausgestaltet dass ich mich wohl und wirklich in einer fremden Welt angekommen fühlte, aber nicht so viel, dass es mich gelangweilt hätte. Bei einem Roman von 880 Seiten ist der nächste Punkt besonders wichtig: Die Protagonisten. Nichts ist schlimmer als sich durch einen Roman in der Dicke eines Ziegelsteins zu quälen und den Hauptprotagonisten nicht leiden zu können, weil er einfach mies beschrieben wird oder blass und farblos bleibt. Charlie Reade war seit Langem endlich wieder einmal ein Protagonist, den ich sehr mochte, an dessen Schicksal mir etwas lag und mit dem ich mitfühlen konnte. Er ist nicht perfekt, weiß Gott nicht, aber er ist ein glaubwürdiger Jugendlicher mit Ecken und Kanten und dabei doch einem guten Herzen. Ein Mensch, den man mögen kann. Doch wurden auch hier die Nebenfiguren nicht vergessen- vielmehr, aus dem Klappentext geht die eigentliche geheime Heldin des Romans noch nicht hervor: Radar, die Schäferhündin. Selten habe ich eine so plastische Beschreibung und Charakterisierung eines Hundes gelesen (sogar das hochwertige Futter das sie frisst, gibt es wirklich). Für die Handlung ist Radar fundamental wichtig, und ihr kommt auch die Bedeutung zu, die das verdient. Als kleine Fußnote möchte ich hier für andere Hundeliebhaber*innen anmerken (Spoiler "Schicksal des Hundes" (markieren zum Lesen):
Ihr geschieht nichts und sie überlebt. Das hat mich wirklich glücklich gemacht, da ich tote Tiere als Stilmittel in Büchern überhaupt nicht leiden kann und King leider dazu neigt. Umso erfreuter war ich, dass der Kelch diesmal an uns vorübergeht
Es dauert einige Zeit, bis die Handlung wirklich beginnt: Etwas über 200 Seiten dauert es, bis die fremde Welt und das Abenteuer überhaupt in Erscheinung tritt. Für manche mag das zäh sein, ich fand es klasse- denn der Autor nutzt hier die Möglichkeit, seine Figuren in aller Ruhe einzuführen und mit Hintergrund zu unterfüttern. So wirkt nichts was die Figuren tun überhastet oder nicht nachvollziehbar. 

Unterm Strich sage ich: Der Roman hat sich echt gelohnt, ich hatte schon lange nicht mehr soviel Spaß. Aber man sollte wirklich keine Angst vor dicken Büchern haben. Ich habe wirklich jede Seite genossen. 


Meine Bewertung: 💙💙💙💙💙

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