[Rezension] Michel Bergmann- Mameleben: oder das gestohlene Glück

 

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25€
256 Seiten
ISBN 3257072252
Rezensionsexemplar
Worum geht's? 

Großartig und nervtötend, liebevoll und erdrückend, aufopfernd, aber auch übergriffig – Michel Bergmann liebt seine Mutter Charlotte und hält sie manchmal nicht aus. Er erzählt in diesem Buch, in dem er nichts und niemanden schont, die Geschichte dieser eigenwilligen, starken Frau: ihre Vertreibung aus Deutschland, der Verlust fast der gesamten Familie, das Glück, ihren künftigen Ehemann wiederzufinden, und dennoch ein Schicksal, bei dem sie allzu oft ganz auf sich allein gestellt ist. (Quelle: Verlag)

Meine Meinung:

Bücher, die von der echten Lebensgeschichte eines Menschen handeln beurteile ich stets anders, als Fiktion. Sicher kann ich über den Schreibstil urteilen, über die Erzählweise- aber ich kann nicht die Erlebnisse des dargestellten Menschen bewerten. Gleichfalls finde ich es schwierig am Ende zu sagen 'es hätte mir Spaß gemacht' das Buch zu lesen oder 'es sei eine Quälerei gewesen'. 
Aber hier muss ich wirklich sagen, gleich nach den ersten Zeilen war ich sofort 'drin'. Die Geschichte von Michel und seiner Mutter Charlotte, genannt Lotte, war ungemein fesselnd. Wir lernen zunächst Lotte als alte Frau kennen, unbequem, wunderlich und manchmal nervtötend für ihren Sohn (und für die Lesenden...). Es scheint so als könne er ihr nichts rechtmachen, sie nicht glücklich sehen und nie ihren Erwartungen entsprechen. 

Im Laufe der Geschichte lernen wir dann etwas über Charlottes Leben, das ihr wirklich nichts geschenkt hat, oder, wenn wir mal so deutlich sein wollen, ihr ständig in den Hintern getreten hat. Es beginnt schon damit, dass sie ihr Abitur nicht machen kann, da die Nazis an die Macht kommen und der Jüdin die Schule verbieten. Somit zerschlägt sich Lottes Wunsch, Kinderärztin zu werden für immer. Hier beginnt es, hier beginnen die Gründe, die Lotte letzten Endes zu einer solchen Frau werden lassen. Ihr ganzes Leben lang muss diese Frau über mannshohe Felsen klettern (wörtlich und im übertragenen Sinne) die ihr in den Weg geworfen werden, gefühlt hat sie niemals eine Atempause. So wird ihr Verhalten, ihre Art, immer greifbarer und verständlicher, bis ich am Schluss tatsächlich schlucken musste. 
Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt- wie die meisten anderen habe und hatte auch ich Differenzen mit meiner Mutter. Und doch denkt man als Kind nur selten darüber nach was die Mutter eigentlich zu diesem Menschen hat werden lassen. Die Vergangenheit einer Mutter liegt für ihre Kinder meist im Dunkel und wird manchmal nie entdeckt. Wie gut kennen wir unsere Eltern eigentlich als Menschen? 
Ergreifend, emotional und letzten Endes reflektiert und liebevoll betrachtet der Autor hier seine tote Mutter, die ich irgendwann wirklich besser verstand. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung! 


Meine Bewertung: 💙💙💙💙💙


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