[Rezension] Gianna Molinari- Hinter der Hecke die Welt

 

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24€
208 Seiten
ISBN 335104173X
Reziexemplar
Worum geht's? 

Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden. Deshalb trifft es Maßnahmen: Die bei den Touristinnen und Touristen beliebte Hecke wird gehegt und gepflegt, der Stand der Dorfkasse wird regelmäßig überprüft. Vor allem aber kümmert man sich um Pina und Lobo, denn die Kinder sind die Zukunft des Dorfes. Doch Pina und Lobo wachsen schon lange nicht mehr. Während das Dorf auf die Wachstumsschübe der Kinder wartet, beobachtet Pinas Mutter in der Arktis, wie das Eis schmilzt und Grenzen sich verschieben.
Nach ihrem gefeierten Debüt legt Gianna Molinari erneut ein eindrucksvolles Porträt über die wechselseitige Durchdringung von Natur und Kultur vor, einen Roman, der unsere Vorstellungen von Wachstum und Stillstand hinterfragt und dabei ebenso viel poetische wie politische Kraft entfaltet. 

Meine Meinung:

Seit Dörte Hansens 'Mittagsstunde' bin ich bekennender Dorfgeschichten- Fan. Der Mikrokosmos Dorf stellt für mich eine reizvolle Quelle faszinierender Geschichten dar. 
Das Dorf, in dem Pina und Lobo, die einzigen Kinder, leben, bildet den einen Erzählstrang. Der andere spielt in der Arktis, wo Pinas Mutter auf einer Expeditionsreise unterwegs ist. Im Grunde dreht sich das Buch auf zwei unterschiedlichen Ebenen um das Verschwinden- beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven. Dora, Pinas Mutter, sieht in der Arktis die Auswirkungen des Klimawandels, die den meisten Menschen (noch) verborgen bleiben. Ein fragiles Ökosystem, in dem die Einmischung des Menschen stets ein Balanceakt bleibt. Wie hier mithilfe kleiner Anekdoten auf Missstände hingewiesen wurde, gefiel mir gut. Zwischendurch gibt es kleine eindrucksvolle Zeichnungen und Bilder, die diese verdeutlichen. Pina, mit ihrem Vater im Dorf verbleibend, sieht das Verschwinden der Dorfwelt. Keine weiteren Kinder oder Erben mehr, die über alles geliebte Hecke des Dorfes fällt einem Verbrechen anheim, Touristen werden sparsamer und bleiben schließlich ganz aus, Menschen gehen weg. 

Generell, so finde ich, ein spannender Roman, der gekonnt die beiden Ebenen miteinander verflechtet und im Kleinen wie im Großen zeigt, wohin wir steuern. Das Dorf als Parabel für menschliche Gesellschaften, das große Verschwinden der Dorfkultur und von Lebenswelten. Also, soweit eigentlich etwas, das mir gefiel. 

Was mir aber wirklich sauer aufstieß, ist der Preis des Buches. Für 208 Seiten, die so bedruckt sind dass oft nur einseitig Text ist und so einige Seiten aufgrund kleiner Zeichnungen halbleer, finde ich 24€ schon sehr knackig. Hätte ich das Buch nicht als Rezensionsexemplar bekommen, ich hätte es mir nicht gekauft. Hier empfehle ich dringend, auf die Taschenbuchausgabe zu warten. Die ist es dann aber auch wert. 

Meine Bewertung: 💙💙💙💙🤍



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